In Anbetracht eigener Erfahrungen, aber auch der Wahrscheinlichkeit als Mutter häufiger davon betroffen zu sein, eine Alleinerziehende zu werden, möchte ich mich mit dem Thema Vaterschaft befassen.
Wie die Biologie und damit unsere ursprüngliche Natur uns mitgegeben hat, ist der Mann dazu in der Lage, über einen unerschöpflichen, nicht immer ganz genetisch einwandfreien, Samen zu verfügen. Mit Beginn der Pubertät und endend mit dem Ableben, könnte er sich fortpflanzen. Die Qualität seines Produktes könnte bei guter Pflege gut und gerne bis ins hohe Alter standhalten. Frauen haben hingegen eine begrenzte Anzahl fruchtbarer Jahre und was erschwerend dazukommen mag, wenn sie einmal trächtig sind, bleibt der Laden bis zu zehn Monate geschlossen. Nichts geht mehr.
Nun ist es das eine seine biologischen Vor- und Nachteile bewusst zu erleben und das andere, unbewusst als Mann immer wieder in die gleiche Falle zu tappen.
Die Frau scheint nämlich nicht nur der Schwangerschaft und anschließenden Stillzeit ausgeliefert zu sein, sondern insbesondere dem guten Willen des Partners, ob und wie lange er sie bei der Aufzucht der Kinder begleiten wird und in allen Punkten gleichermaßen unterstützt.
Nicht selten werden Frauen bereits vor der Möglichkeit mit einer Schwangerschaft gesegnet zu sein, gewarnt. Der Partner erklärt sich äußerst wackelig und unsicher bei dem Gedanken ein eigenes Nest bauen zu müssen und sich wohlmöglich an Partnerin und neues Leben zu binden. Die Verantwortung ist einfach zu groß und der in ihm lodernde Drang für immer frei zu sein, steht nicht unbedingt im Missverhältnis zur Streuung seiner Gene. Allerdings durchaus in Diskrepanz zu dem Wunsch dieses Kind zwar gut und gerne sein eigen zu nennen, wenn er es dann aber nicht bitte auch noch 18 Jahre aufziehen muss.
Die Frau wusste also nun worauf sie sich einlässt und überlegt dreimal, unter Berücksichtigung aller Faktoren, ob der Sex zu Stande kommen wird oder nicht. Leidenschaft, Liebe, Verantwortung. Tolle Sache.
Da liegt sie nun schweißgebadet unter ihm und zittert nicht etwa vor Wollust, sondern weil sie im Kopf überschlägt wann die nächste Periode oder der Rauswurf aus der Beziehung droht. Die Pille längst abgesetzt, denn Krebs und Schlaganfall waren doch nicht Teil ihrer Zukunftsplanung, betet sie zu allen Göttinen um ein stabiles Kondom.
Er hingegen schiebt und drückt und denkt an gar nichts.
Nun kommt es nicht selten zu den sogenannten Unfällen. Da platzt nichts laut oder wird mit Fanfaren begossen. Stattdessen verabschiedet sich still und heimlich das Gummi unter den ruckartigen Bewegungen der Liebe und eine saftige Strafe folgt sogleich. Schwanger.
Was also nun?
Manche Männer greifen sofort zur Hand der Frau und führen sie vor Traualtar und in ein Leben in gemeinsamer Verantwortung. Wohlmöglich werden sie nicht alt miteinander und wohlmöglich wird sich bald gestritten und verletzt.
Andere Männer drehen sich auf dem Absatz um und lassen die Frau samt Entscheidung für oder gegen das Leben nun alleine. Sie ignorieren den Fakt hier wohlmöglich gleich zwei Leben auf dem Gewissen zu haben.
Wieder andere Männer, berufen sich auf ihr Recht auch mitentscheiden zu dürfen. Ist ja auch unfair. Die Frau ruht sich schön aus auf ihrem Kinderwunsch und sitzt nun im gemachten Nest, zwischen Unterhalt und Kindergeld. Was für eine bodenlose Unterstellung.
Denn tatsächlich ist es so, bekennt der Mann sich nicht zu seiner Verantwortung und seiner Mittäterschaft, wird die Frau bis an ihr Lebensende die Versorgerin bleiben. Finanziell und emotional.
Jeder neue Partner wird sich nämlich ebensowenig um die Kinder sorgen, wie sie es tut.
Klar, es wird gespielt und geliebt und getobt und beschenkt. Die Erziehung liegt aber bei ihr. Die Kosten trägt sie. Die Tränen trocknet sie und jede Rechtfertigung bleibt bei ihr.
Wochenendväter, so sie es denn zulassen, tummeln sich am Sonntag auf den Spielplätzen und am Samstag waren sie bei den Großeltern, die unterstützend Mittag servierten. Unter der Woche blieb das Telefonat aus. Ist ja nur ein Kind, was hat das schon zu berichten?
Die Frau ist die Versorgerin, Mutter, Verantwortliche und ständige Begleitung ihres Kindes. Es führt selten ein Weg dran vorbei. Und wenn schlaue Köpfe nun sagen mögen „Ja, dann gibt das Kind doch weg!“,wird schnell übersehen wo unser Egoismus und diese Haltung uns in einem Sozialstaat, einem Wirtschaftsstandort, einer Welt, nachher hinführen wird. Ins Leere.
Die Vaterrolle beschränkt sich in der Regel auf das Engagement des Mannes. Hat er Lust Vater zu sein oder ein Interesse für das was in dem Kind vorgeht, könnte sich die Schwere in eine abnehmbare Herausforderung verwandeln.
Sieht er sich aber weder in der Funktion noch Rolle, dem Lebewesen gegenüber, dass er da gezeugt hat oder dem Lebewesen dessen er sich angenommen hat, als Begleiter zur Verfügung zu stehen, hat die andere Partei keinerlei Wahl, als sich alleine in die Spur zu machen.
Mutterschaft ist keine Wahl. Es passiert und dann bleibt es.
Vaterschaft ist freiwillig.
Jeder Mann der sich einer Frau mit Kind nähert, der eine fruchtbare Partnerin hat, sollte sich bewusst werden, welche Konsequenzen es nach sich zieht, wenn das Leben erst einmal geschaffen wurde.
Wir sitzen auf einem Rücken Alleinerziehender. Die meisten davon noch immer Frauen. Diese Rolle sucht sich die Frau selten selbst aus. Sie wird ihr zugeschrieben und für selbstverständlich gehalten. Ich halte die Rolle des Mannes aber nicht für selbstverständlich.
Es heißt: ein Mann muss tun, was ein Mann tun muss.
Richtig.